Es war uns allen bewusst, dass die San unwiderruflich in den für sie völlig unbekannten Strudel unserer Zivilisation gezogen werden. Das nun seit Anfang 1990 auf der Mais-Rische-Farm Hedwigslust zentrierte Projekt der Ombili-Stiftung soll auch als Festigungsphase für die San gedacht sein, denn die Buschleute sind die unterprivilegiertesten von allen ethnischen Gruppen im südlichen Afrika. Gerade deshalb beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit unseren Projekten für die San.
Dieses Vorhaben und die damit verbundene Arbeit konnte nur mit vorrangig finanzieller Hilfe von außen, hauptsächlich aus Deutschland (95%) geleistet werden. Es konnten glücklicherweise auch verständnisvolle und bereitwillige Organisationen und Individuen gefunden werden, das Projekt entstehen und sich weiter entwickeln zu lassen. Wir Lions aus Mosbach leisteten und leisten auch heute noch einen sehr bedeutenden Beitrag für die Arbeit auf Ombili und die San. Ich möchte es nicht versäumen, Ihnen auch die Namen der wichtigsten aktiven Hilfsorganisationen für Ombili an dieser Stelle zu erwähnen:
1. Deutsch Namibische Entwicklungsgesellschaft (DNEG)
2. will anonym bleiben
3. Förderungsgesellschaft Afrika
4.Hilfe zur Selbsthilfe, Valley/München
5. Ombili-Freundeskreis Nordheim e.V.
6. Verschiedene Privatpersonen in ganz Deutschland
7. Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Bonn
8. and last but not least der Lionsclub Mosbach, der dieses Projekt als Dauer-Activity betreut.
Später kam dann sehr engagiert der Verein „Freundeskreis Gesundheit für Ombili, Berlin- Brandenburg e.V.“ dazu, der heute eine bedeutende Rolle bei der Leitung des Projektes spielt. Schulbildung für alle war von Anfang an zentrales Thema. Schritt für Schritt wurde von 1990 bis heute ein beispielhaftes Projekt verwirklicht: erst die festeren Grashütten und Lehmhäuser für die Familien, der Bau eines Gemeinschaftszentrums mit Wohnungen für Lehrer und Mitarbeiter und schließlich zwei Schulgebäude, vom LC Mosbach 1992 und 1997 gebaut, mit sieben Klassenräumen und einem Lehrerzimmer, dem Vorschulkindergarten, Bücherei und Gesundheitszentrum.
„Du lernst für dein Leben“ steht in zwei Sprachen auf dem Gebäude, das heute von wilden Feigen-, gelbblühenden Trompetenbäumen und Akazien umrahmt wird.
Seit 1993 wird in der Schule unterrichtet. Die Regierung bezahlt die Lehrer, die, so der Stand heute, über 270 Kinder ausbilden und erziehen. Darunter befinden sich inzwischen nicht nur San-Kinder aus Ombili, sondern auch ca. 50 Ovambo-Schulkinder von benachbarten Farmen, da durch den Bau eines Hostels durch die DNEG auch die Kinder der weiter entlegenen Farmen die Schule jetzt besuchen können.
18 San-Kinder besuchen z.Z. die Vorschule. Jedes Jahr wurden weitere Unterkünfte für Lehrer gebaut. Schließlich war es möglich, Unterricht bis zur 7. Klasse zu geben. Beim zehnjährigen Jubiläum im Juni 2000 konnte dieses Ziel zum ersten Mal erreicht werden. Viele der Ombili-Schüler besuchen schon seit einigen Jahren die weiterführende Schule im 80 km entfernten Tsumeb (10.–12. Klasse), z.Zt. sind es 19 Schüler/innen. Auch die vom Lionsclub Mosbach später gebaute und finanzierte weiterführende Schule in Tsintsabis wird ebenfalls seit längerer Zeit von einigen Ombili-Schülern besucht.
Schulbildung ist viel zu wichtig, als dass sie allein in den Händen des Ministeriums gelassen werden könnte, betonte die Hauptrednerin beim zehnjährigen Gründungsjubiläum von Ombili, Clara Bohitile, die damalige Vizeministerin für Erziehung, Kultur, Jugend und Sport. Und sie endete mit dem gewichtigen Satz: „Die Sorge um die San darf nicht auf Konferenzen und Workshops enden“.
Es gibt inzwischen viele San, die aufgrund ihrer Schulausbildung diverse Berufe erlernen und dadurch auch Arbeit finden konnten. Besonders in Lodges, Gästefarmen, sogar in Hotels, aber auch auf großen Farmen, und in Autowerkstätten gibt es schon gelernte Arbeitskräfte aus Ombili. [Erlebnisse in Windhoek auf Gästefarmen und Lodges sind hier nicht textlich erfaßt].
Der kleine Junge Samuel mit der Blechprothese am linken Bein, welches er bei einem Minenunfall verloren hatte, hat mich bei meinen ersten Besuchen auf Ombili wegen seiner lustigen und freundlichen Art sehr bewegt. Ihm schenkte ich beim nächsten Besuch einen echten Lederfußball.
Das mag sich komisch anhören, aber für ihn war es, weil sie ihn jetzt brauchten, der Einstieg in die San-Fußballmannschaft, deren Betreuer er heute ist. Eine deutsche Krankenschwester, die einige Jahre als Führungskraft auf Ombili tätig war, hat ihn später in die inzwischen eingerichtete kleine Krankenstation zur Betreuung angelernt und eingesetzt. Die Kontrolle über den Eingang der Medikamente, die Assistenz bei Wundversorgungen und zahnmedizinischen Behandlungen gehören zu seinen heutigen Aufgaben, die er gewissenhaft erfüllt. Für die San ist er inzwischen der Doc.
Als wir 1993 mit der Schulausbildung der Kinder anfingen, war uns klar, dass wir auch etwas für die Weiterbildung der Erwachsenen tun müssten. Wir wollten keine zu große Kluft zwischen den Eltern und den Kindern entstehen lassen. Die Eltern der Schulkinder können auf Ombili in Abendklassen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Leider wurde dieses Angebot bis heute nur von wenigen angenommen.
Es wurden auch Kurse in Handarbeit, Nähen und Drucken, etc. angeboten. Was eine große Schwierigkeit mit sich bringt, ist, dass auf Ombili viele unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Im Juni 2003, zum 10-jährigen Jubiläum der Ombili-Grundschule und der offiziellen Besitzübergabe der 3000 Hektar großen Farm Hedwigslust an die Ombili-Stiftung, war der Minister für Ländereien und Neuansiedlungen Pohamba als Vertreter der Regierung anwesend. Er hat in seiner Ansprache den Kauf der Farm durch die 3 Sponsoren, die Deutsch-Namibische Entwicklungsgesellschaft, den Verein „Hilfe für Namibia e.V.“ und dem Lionsclub Mosbach für die Übertragung als eine wichtige Ergänzung zu dem San-Wiederansiedlungsprogramm der Regierung gewürdigt.
Die Regierung und er als ehemaliger Minister des Inneren habe, so Pohamba weiter, die Initiative der Ombili-Stiftung früher mit Misstrauen beobachtet, nun aber, nachdem er sich vor Ort von der Arbeit und den Erfolgen des Projektes überzeugen konnte, könne die Ombili-Stiftung mit der vollen und wenn nötig auch finanziellen Unterstützung seiner Regierung rechnen.
21 Monate später wurde Hifikepunye Pohamba Präsident der Republik Nambia.
Seit der San-Ansiedlung wurde mit ihnen ein sehr großer Garten angelegt, der auch mit fachlicher Unterstützung von diesen betreut wird. Im Garten werden z.B. Tomaten, Zwiebeln, Süßkartoffeln, Wassermelonen, Kohl, Mais, Brokkoli, Papayas und Rosella-Sträucher für Tee angepflanzt: Teils für den Eigenbedarf als auch zum Verkauf auf dem Markt, z.B. in Tsumeb. Die Männer arbeiten hauptsächlich auf der 3000 Hektar großen Ombili-Farm Hedwigslust. Mit der Farmarbeit und dem Verkauf von kunstgewerblichen Objekten entsteht ein selbst erwirtschafteter Grundstock für die weitere Zukunft des Ombili-Projektes.
Die San bekamen anfangs für ihre Arbeit Naturalien und einen geringen, später dann einen mit Arbeitsvertrag mit gewerkschaftlich festgelegten Mindestlohn. Nach ihrer Tagesarbeit können die San traditionelle und neu erlernte Handarbeiten wie z.B. Halsketten mit geschnitzten Tiermotiven, Mobiles, Untersetzer, Körbe, Perlstickereien, Stoffdrucke und der traditionelle Straußeneier-Schmuck, als auch Holzschnitzereien jeglicher Art anfertigen, die von der Stiftung aufgekauft und in Namibia, sowie in den deutschsprachigen Ländern und den Ombili-Besuchern als Souvenir angeboten werden.
2009 wurde auf Wunsch vieler älterer San ein kleines Kulturzentrum von uns gebaut. Das frühere Leben der Buschleute, Ihre Vergangenheit, ihre Identität, ihre Lebensweise, ihre Ausstattung von einst, ihr Alltag sind zu dokumentieren und erlebbar zu machen.
Wenn man von der San-Kultur spricht, muss man die zahlreichen Felsmalereien im südlichen Afrika und besonders in Namibia erwähnen. Sie entwickelten diese Kunst in vielen Jahrhunderten und erreichten ihren Höhepunkt gerade zu einer Zeit, als stärkere Volksstämme, schwarzer wie weißer Hautfarbe von ihren alten Jagdgründen Besitz ergriffen.
Warum die kleinwüchsigen Buschmänner von damals das Malen liebten und es schließlich doch aufgaben, bleibt heute weitgehend Vermutungen überlassen.
Housing Projekt
Die Buschleute hatten seit längerer Zeit den Wunsch, feste Häuser zu bewohnen, die sie sich selbst erbauen und errichten wollten. Zur Umsetzung dieses "Housing Projektes" wurde ein Masterplan zur Flächenentwicklung erstellt, um einen Wildwuchs im Häuserbau zu verhindern. Die Häuser wurden auf eigenen Wunsch der Buschleute klein gehalten. Für die Zukunft ist ein Wasser- und Stromanschuss eingeplant. Vorgesehen ist ein kleines, einfaches Doppelhaus mit je 12 qm Wohnfläche pro Wohnung und 350 qm Grundstück für Gemüseanbau und Hühnerhaltung.
Wunschgemäß wurden die 8 Häuser in Lehmsteinbauweise errichtet, denn Lehm und Sand waren in ausreichender Menge vorhanden. Mehrere junge Buschleute haben alle notwendigen Lehmsteine in einer eigens dafür gebauten Halle selbst produziert.
Die Häuser wurden traubenförmig in der sogenannten Cluster-Bauweise angeordnet, d.h. 8 Doppelhäuser mit Satteldach wurden ringförmig für je zwei Familien errichtet. in der Mitte dieser ringförmigen Anlage steht ein Ablutionblock (ein Wasch- und Toilettenblock). Im Oktober 2005 wurde der erste Cluster fertiggestellt.
Der Kontakt zu den Behörden und den Regierungsstellen in Windhoek und Deutschland ist die unverzichtbare Voraussetzung für die Zukunft des idealistischen Ombili- und der nachfolgenden Schul-Projekte im Norden Namibias.
Von Anfang an wurde Ombili vom Lions-Club in Mosbach und den namibischen Lions-Clubs unter Leitung unseres sehr engagierten Koordinators LF W. Schuckmann, sowie der bereits genannten anderen NGO's unterstützt. Ombili wird, so gut es geht, regelmäßig von Lionsfreunden besucht, letztendlich auch, um die Entwicklung weiter zu verfolgen.
Eine Frage, die immer wieder auftaucht: Ist die Arbeit der Ombili-Stiftung nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Diese Frage wird vor dem Hintergrund gestellt, dass in Namibia ca. 30.000 San leben, Ombili aber nur ca. 500 Seelen betreut. Hierzu ist zu sagen, dass Ombili eine Zelle darstellt, die sich vermehren und ausbreiten wird und soll.
Wichtig waren uns allen zunächst kleine Schritte, die in ihrer Überschaubarkeit zum Erfolg führen sollten. Eine kleine Gruppe von besonders idealistischen Lions hat seit 25 Jahren erfolgreich dazu beigetragen. Dieses Engagement erfüllt die verantwortlichen Lionsfreunde aus Mosbach und Namibia mit viel Freude und Stolz.
Wir verstanden sehr wohl, dass der einzige Weg in eine wohl funktionierende Demokratie, die schulische Ausbildung der Kinder ist und diese in Namibia gegenwärtig ohne fremde Hilfe nicht so kurzfristig wie benötigt geleistet werden kann.
Nun möchte ich Ihnen noch abschließend ein paar weitere Schulprojekte primär für die San vorstellen, die aufgrund unserer Ombili-Activity danach entstanden und sich wie eine Perlenkette durch den Norden Nambias ziehen. Damit ist auch die Frage beantwortet, dass das Ombili-Projekt nachhaltig nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein für die San-Sippen ist.