Namibia - Gerd in München

Namibia und die San - Vortrag Gerd Schattner in München

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Gerd Schattner (hier bei Ansprache in Ludwigshafen/Namibia) | Foto: G. Cherdron

Vortrag von Gerd Schattner am 4. November 2014 an der Universität der Bundeswehr in München, interdisziplinäre Vortragsreihe „Erde“ mit dem Titel „Die Welt der San und ihr Weg in die Moderne“.

Meine Frau und ich haben im Frühjahr 1989, also vor der Unabhängigkeitserklärung Namibias mit mehreren Lionsfreunden unsere 1. Reise nach Namibia und Südafrika unternommen. Dabei besuchten wir u.a. auch eine Farmschule für ca. 500 Ovambo-Farmkinder, die dort Schul- und Berufsausbildung erfuhren.

Die Geschichte der Baumgartsbrunn-Schule und vor allem die Gespräche mit dem Initiator Helmut Bleks, einem deutschen Manager, einem sogenannten Burn-out-Aussteiger, waren für mich und meine mitreisenden LF-Freunde, ein maßgebliches Schlüsselerlebnis. Bleks plante zu diesem Zeitpunkt, ein "Institut für Haushaltslehre und Landwirtschaft" neben seiner Schule zu errichten.

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San-Kinder in einer der Mosbach-Schulen | Foto: G. Cherdron

Wir beschlossen damals spontan, unseren Club zu animieren, in Namibia in ähnlicher Form aktiv zu werden und ihm und den Schülern zu helfen und unterstützten bereits ein Jahr später den Aus- und Aufbau eben dieser Haushaltsschule. Dieses Projekt wurde auch von vielen anderen NGO's aus Deutschland unterstützt.

Bereits nach dieser 1. Reise nach Namibia nahmen Farmer aus dem Norden Namibias über den Vorsitzenden unseres Lions-Hilfswerkes direkt Kontakt mit uns auf, und baten, sie bei einem Projekt zur Rettung von Buschleuten zu unterstützen Wir arbeiteten sofort intensiv daran. Im Februar 1991 unternahmen wir dann unsere 2. Reise, zunächst zur Einweihung der Hauswirtschaftsschule Baumgartsbrunn, und dann zu unseren Farmern in den Norden Namibias, in die Nähe von Tsintsabis.

Dort kamen wir das erste Mal mit einer großen Gruppe von dahinvegetierenden, verängstigten und landlosen Buschleuten zusammen, für die dringend nach Überlebensmöglichkeiten in einer neuen Welt gesucht wurde. Das waren für uns sehr bewegende Momente und beklemmende Gefühle. Nun möchte ich sie aber wie angekündigt mit der ethnischen Gruppe der San etwas vertraut machen.

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Zur Geschichte und weiteren Entwicklung

Vor ca. 250 Jahren, bei der Begegnung des Wissenschaftlers, Peter Kolb mit den San im südlichen Afrika waren ihm die großen, aus Zweigen und Blättern hergestellten Windschirme aufgefallen, unter denen die San lebten. Diese bezeichnete er dann nach diesen zum Schutz bewohnten Büschen als Bushje-Mannes also Buschmänner. In der Nama-Sprache heißen die Buschleute San.

Viele von ihnen haben keine Probleme damit, wie man sie letztendlich bezeichnet. Dank ihres charakteristischen Äußeren fällt es leicht, die San zu erkennen. Die meisten besitzen einen sehr feingliedrigen Körperbau und sie sind kleiner als die anderen Völker im südlichen Afrika. Typisch ist auch die Anlage zu einem Fettsteiß. Sie sind von sehr heller, leicht gelblicher Hautfarbe. Bei älteren San überzieht sich das Gesicht mit vielen freundlichen Runzeln und die hohen Wangenknochen geben ihnen ein eher asiatisches Aussehen. Ihre Haare wachsen in kleinen Büscheln und werden deshalb auch als Pfefferkorn bezeichnet.

Sie benutzen eine Sprache, die wahrscheinlich zu den ältesten Afrikas zählt und durch markante Klick- und Schnalzlaute charakterisiert ist. Kompliziert wird das Verständnis der Sprachen und ihrer Klicklaute zunächst dadurch, dass es nicht nur eine Sprache der San gibt. Durch den nomadischen Lebensstil und die früher großflächige Verteilung der einzelnen Sippen haben sich unterschiedliche Dialekte ergeben. Die Bezeichnung ‚Hottentotten‘ z.B. für die San-Stämme ging auf den Versuch der ersten weißen Siedler zurück, die Klicklaute als stakkato-ähnliches Stottern einzuordnen.

Die Buschleute sind überaus freundliche verträgliche und friedliche Menschen. Über die eigene Sippe hinaus gibt es keine größere Einheit. Innerhalb der Gruppe herrscht Gleichberechtigung aller Jäger und Angehörigen. Es gibt keinen Häuptling, allenfalls Sippenälteste oder Fachleute auf diesem oder jenem Gebiet. Die Gesellschaftsordnung der San beruht nicht auf Autorität, sondern auf Einvernehmen und sinnvoller gegenseitiger Unterstützung.

In der Regel wird nur im Kreis der Sippe beratschlagt, gemeinsam und ausgiebig. Man kennt kein Gericht, Gefängnis oder körperliche Strafe. Wenn sich jemand etwas zu Schulden kommen lässt, so redet die Sippe nicht mehr mit ihm, bis er sich wieder eingefügt hat. Die Verbannung aus dem Clan wäre das schlimmste Schicksal. Die nomadischen Wildbeuter sind von den klimatischen Lebensbedingungen und vom sozialen Frieden innerhalb der Gruppe stark abhängig.

Sie besitzen eine unvergleichliche Wahrnehmungs- und Beobachtungsgabe, die für sie lebensnotwendig war, daher wurden sie von der südafrikanischen Mandatsmacht während des langen, unbarmherzigen Unabhängigkeitskrieges gegen die Swapo auch als Späher und Spurensucher eingesetzt, was ihnen später nach der Unabhängigkeit Namibias ab März 1990 leider zum spürbaren Nachteil werden sollte. Dies erkannten die Farmer im Norden, allen voran Klaus Mais-Rische, ein Deutscher, welcher auch die südafrikanische Staatsbürgerschaft besaß und schon früh eine Spurenleser-Kompanie befehligte, als bewaffnete Konflikte mit der SWAPO unvermeidbar schienen und dann leider über viele Jahre anhielten. Schon in jungen Jahren als Farmer und später als Offizier in der südafrikanischen Armee, bestand seine enge Verbundenheit zu den San, die er über viele Jahre, wie auch die anderen Farmer, schätzen und achten gelernt hatte.

Er wurde einer unserer liebenswerten und verlässlichen Freunde in Namibia. Im Jahre 1994 ist er leider an einer schweren Malariaerkrankung verstorben, was für uns alle einen großen Verlust bedeutete. Seine Frau Beate übernahm dann spontan und erfolgreich die Leitung der Stiftung und engagierte sich bis Anfang des Jahres 2007 für ihr Ombili und seine San. Als dann 1989 in Tsintsabis, nördlich der Minenstadt Tsumeb, über 400 San aus dem Nord-Ost Ovambo, West-Kavango und Teilen der Kalahari kommend in große Existenznot gerieten, erkannten die dortigen Farmer sehr früh die Schwierigkeiten und Gefahren, dass die San in den Slums großer Siedlungen, von Bettelei lebend, vielleicht dem Alkohol verfallen und verelenden würden.

"Wenn die San nicht endlich wenigstens so geschützt werden, wie wir ja selbst gefährdete Tierarten schützen", so mahnte Alice Mogwe vom Zentrum für Menschenrechte im südlichen Afrika, dann werden wir bald das Ende der San erleben. Damit jedoch würde ein heute noch lebendiger Teil der Entwicklungsgeschichte der Menschheit verloren gehen. Von den Überlebenskünstlern im südlichen Afrika würden dann in wenigen Jahrzehnten nur noch Bücher berichten.

Um wenigstens einigen von ihnen beim mühsamen Weg von der traditionellen Vergangenheit in die moderne Welt zu helfen, gründete die Familie Mais-Rische 1989 zusammen mit Freunden auf ihrer Farm Hedwigslust in der Nähe von Tsumeb die „Ombili-Stiftung“ für die erwähnten ca. 400 Mann zählenden unterschiedlichen San-Sippen. Ombili ist ein Wort aus der Sprache der Ovambo (Ukanyama), die heute mit über fünfzig Prozent die Mehrheit des Vielvölkerstaates Namibia bilden.

Ombili bedeutet Frieden.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen hatten vor allem die Menschen im Norden Namibias sehr intensiv erlebt. Seit 1989 ist das Wort Ombili ein Synonym für die „Hilfe zur Selbsthilfe“, die eine gute Alternative zur praktizierten Entwicklungspolitik charakterisieren könnte. Diesen ursprünglichen Nomaden war die Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Lebensart – nämlich Jagen und Sammeln von Feldfrüchten – wegen fehlender Jagd- und Sammelgebiete leider nicht mehr möglich. Im Wesentlichen war wenig ihrer Tagesarbeit auf die Zukunft gerichtet. Deshalb mussten Ihnen andere Fähigkeiten beigebracht und weiterentwickelt werden, damit sie wenigstens bald in die Lage versetzt werden können, sich selbst zu ernähren, um sich somit aus einer Abhängigkeit von Dritten zu lösen, um nicht zu ewigen Bettlern zu werden, sich selber und Anderen zu Last.

Ein Sprichwort der San sagt: „der Tag kommt, der Tag gibt“ und hierin liegt die Schwierigkeit der Arbeit von Ombili, ihnen begreiflich zu machen, dass die heute gepflanzte Saat zu hegen und zu pflegen ist bis sie vielleicht, abhängig von Sonne, Regen und Schädlingen, in einigen Monaten einen Ertrag bringt, von dem man dann leben kann. Die Verantwortlichen und Unterstützer der Ombili-Stiftung waren und sind sich seit der Gründung 1989 der Tatsache bewusst, dass es unmöglich ist, diese Leute, die seit Bestehen im Gruppendenken und gemeinsamen Tun verwurzelt sind, über Nacht in die moderne Gesellschaft einzugliedern und aufzunehmen.

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Die Mais-Rische-Farm "Hedwigslust"

Es war uns allen bewusst, dass die San unwiderruflich in den für sie völlig unbekannten Strudel unserer Zivilisation gezogen werden. Das nun seit Anfang 1990 auf der Mais-Rische-Farm Hedwigslust zentrierte Projekt der Ombili-Stiftung soll auch als Festigungsphase für die San gedacht sein, denn die Buschleute sind die unterprivilegiertesten von allen ethnischen Gruppen im südlichen Afrika. Gerade deshalb beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit unseren Projekten für die San.

Dieses Vorhaben und die damit verbundene Arbeit konnte nur mit vorrangig finanzieller Hilfe von außen, hauptsächlich aus Deutschland (95%) geleistet werden. Es konnten glücklicherweise auch verständnisvolle und bereitwillige Organisationen und Individuen gefunden werden, das Projekt entstehen und sich weiter entwickeln zu lassen. Wir Lions aus Mosbach leisteten und leisten auch heute noch einen sehr bedeutenden Beitrag für die Arbeit auf Ombili und die San. Ich möchte es nicht versäumen, Ihnen auch die Namen der wichtigsten aktiven Hilfsorganisationen für Ombili an dieser Stelle zu erwähnen:

1. Deutsch Namibische Entwicklungsgesellschaft (DNEG)

2. will anonym bleiben

3. Förderungsgesellschaft Afrika

4.Hilfe zur Selbsthilfe, Valley/München

5. Ombili-Freundeskreis Nordheim e.V.

6. Verschiedene Privatpersonen in ganz Deutschland

7. Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Bonn

8. and last but not least der Lionsclub Mosbach, der dieses Projekt als Dauer-Activity betreut.

Später kam dann sehr engagiert der Verein „Freundeskreis Gesundheit für Ombili, Berlin- Brandenburg e.V.“ dazu, der heute eine bedeutende Rolle bei der Leitung des Projektes spielt. Schulbildung für alle war von Anfang an zentrales Thema. Schritt für Schritt wurde von 1990 bis heute ein beispielhaftes Projekt verwirklicht: erst die festeren Grashütten und Lehmhäuser für die Familien, der Bau eines Gemeinschaftszentrums mit Wohnungen für Lehrer und Mitarbeiter und schließlich zwei Schulgebäude, vom LC Mosbach 1992 und 1997 gebaut, mit sieben Klassenräumen und einem Lehrerzimmer, dem Vorschulkindergarten, Bücherei und Gesundheitszentrum.

„Du lernst für dein Leben“ steht in zwei Sprachen auf dem Gebäude, das heute von wilden Feigen-, gelbblühenden Trompetenbäumen und Akazien umrahmt wird.

Seit 1993 wird in der Schule unterrichtet. Die Regierung bezahlt die Lehrer, die, so der Stand heute, über 270 Kinder ausbilden und erziehen. Darunter befinden sich inzwischen nicht nur San-Kinder aus Ombili, sondern auch ca. 50 Ovambo-Schulkinder von benachbarten Farmen, da durch den Bau eines Hostels durch die DNEG auch die Kinder der weiter entlegenen Farmen die Schule jetzt besuchen können.

18 San-Kinder besuchen z.Z. die Vorschule. Jedes Jahr wurden weitere Unterkünfte für Lehrer gebaut. Schließlich war es möglich, Unterricht bis zur 7. Klasse zu geben. Beim zehnjährigen Jubiläum im Juni 2000 konnte dieses Ziel zum ersten Mal erreicht werden. Viele der Ombili-Schüler besuchen schon seit einigen Jahren die weiterführende Schule im 80 km entfernten Tsumeb (10.–12. Klasse), z.Zt. sind es 19 Schüler/innen. Auch die vom Lionsclub Mosbach später gebaute und finanzierte weiterführende Schule in Tsintsabis wird ebenfalls seit längerer Zeit von einigen Ombili-Schülern besucht.

Schulbildung ist viel zu wichtig, als dass sie allein in den Händen des Ministeriums gelassen werden könnte, betonte die Hauptrednerin beim zehnjährigen Gründungsjubiläum von Ombili, Clara Bohitile, die damalige Vizeministerin für Erziehung, Kultur, Jugend und Sport. Und sie endete mit dem gewichtigen Satz: „Die Sorge um die San darf nicht auf Konferenzen und Workshops enden“.

Es gibt inzwischen viele San, die aufgrund ihrer Schulausbildung diverse Berufe erlernen und dadurch auch Arbeit finden konnten. Besonders in Lodges, Gästefarmen, sogar in Hotels, aber auch auf großen Farmen, und in Autowerkstätten gibt es schon gelernte Arbeitskräfte aus Ombili. [Erlebnisse in Windhoek auf Gästefarmen und Lodges sind hier nicht textlich erfaßt].

Der kleine Junge Samuel mit der Blechprothese am linken Bein, welches er bei einem Minenunfall verloren hatte, hat mich bei meinen ersten Besuchen auf Ombili wegen seiner lustigen und freundlichen Art sehr bewegt. Ihm schenkte ich beim nächsten Besuch einen echten Lederfußball.

Das mag sich komisch anhören, aber für ihn war es, weil sie ihn jetzt brauchten, der Einstieg in die San-Fußballmannschaft, deren Betreuer er heute ist. Eine deutsche Krankenschwester, die einige Jahre als Führungskraft auf Ombili tätig war, hat ihn später in die inzwischen eingerichtete kleine Krankenstation zur Betreuung angelernt und eingesetzt. Die Kontrolle über den Eingang der Medikamente, die Assistenz bei Wundversorgungen und zahnmedizinischen Behandlungen gehören zu seinen heutigen Aufgaben, die er gewissenhaft erfüllt. Für die San ist er inzwischen der Doc.

Als wir 1993 mit der Schulausbildung der Kinder anfingen, war uns klar, dass wir auch etwas für die Weiterbildung der Erwachsenen tun müssten. Wir wollten keine zu große Kluft zwischen den Eltern und den Kindern entstehen lassen. Die Eltern der Schulkinder können auf Ombili in Abendklassen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Leider wurde dieses Angebot bis heute nur von wenigen angenommen.

Es wurden auch Kurse in Handarbeit, Nähen und Drucken, etc. angeboten. Was eine große Schwierigkeit mit sich bringt, ist, dass auf Ombili viele unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Im Juni 2003, zum 10-jährigen Jubiläum der Ombili-Grundschule und der offiziellen Besitzübergabe der 3000 Hektar großen Farm Hedwigslust an die Ombili-Stiftung, war der Minister für Ländereien und Neuansiedlungen Pohamba als Vertreter der Regierung anwesend. Er hat in seiner Ansprache den Kauf der Farm durch die 3 Sponsoren, die Deutsch-Namibische Entwicklungsgesellschaft, den Verein „Hilfe für Namibia e.V.“ und dem Lionsclub Mosbach für die Übertragung als eine wichtige Ergänzung zu dem San-Wiederansiedlungsprogramm der Regierung gewürdigt.

Die Regierung und er als ehemaliger Minister des Inneren habe, so Pohamba weiter, die Initiative der Ombili-Stiftung früher mit Misstrauen beobachtet, nun aber, nachdem er sich vor Ort von der Arbeit und den Erfolgen des Projektes überzeugen konnte, könne die Ombili-Stiftung mit der vollen und wenn nötig auch finanziellen Unterstützung seiner Regierung rechnen.

21 Monate später wurde Hifikepunye Pohamba Präsident der Republik Nambia.

Seit der San-Ansiedlung wurde mit ihnen ein sehr großer Garten angelegt, der auch mit fachlicher Unterstützung von diesen betreut wird. Im Garten werden z.B. Tomaten, Zwiebeln, Süßkartoffeln, Wassermelonen, Kohl, Mais, Brokkoli, Papayas und Rosella-Sträucher für Tee angepflanzt: Teils für den Eigenbedarf als auch zum Verkauf auf dem Markt, z.B. in Tsumeb. Die Männer arbeiten hauptsächlich auf der 3000 Hektar großen Ombili-Farm Hedwigslust. Mit der Farmarbeit und dem Verkauf von kunstgewerblichen Objekten entsteht ein selbst erwirtschafteter Grundstock für die weitere Zukunft des Ombili-Projektes.

Die San bekamen anfangs für ihre Arbeit Naturalien und einen geringen, später dann einen mit Arbeitsvertrag mit gewerkschaftlich festgelegten Mindestlohn. Nach ihrer Tagesarbeit können die San traditionelle und neu erlernte Handarbeiten wie z.B. Halsketten mit geschnitzten Tiermotiven, Mobiles, Untersetzer, Körbe, Perlstickereien, Stoffdrucke und der traditionelle Straußeneier-Schmuck, als auch Holzschnitzereien jeglicher Art anfertigen, die von der Stiftung aufgekauft und in Namibia, sowie in den deutschsprachigen Ländern und den Ombili-Besuchern als Souvenir angeboten werden.

2009 wurde auf Wunsch vieler älterer San ein kleines Kulturzentrum von uns gebaut. Das frühere Leben der Buschleute, Ihre Vergangenheit, ihre Identität, ihre Lebensweise, ihre Ausstattung von einst, ihr Alltag sind zu dokumentieren und erlebbar zu machen.

Wenn man von der San-Kultur spricht, muss man die zahlreichen Felsmalereien im südlichen Afrika und besonders in Namibia erwähnen. Sie entwickelten diese Kunst in vielen Jahrhunderten und erreichten ihren Höhepunkt gerade zu einer Zeit, als stärkere Volksstämme, schwarzer wie weißer Hautfarbe von ihren alten Jagdgründen Besitz ergriffen.

Warum die kleinwüchsigen Buschmänner von damals das Malen liebten und es schließlich doch aufgaben, bleibt heute weitgehend Vermutungen überlassen.

Housing Projekt
Die Buschleute hatten seit längerer Zeit den Wunsch, feste Häuser zu bewohnen, die sie sich selbst erbauen und errichten wollten. Zur Umsetzung dieses "Housing Projektes" wurde ein Masterplan zur Flächenentwicklung erstellt, um einen Wildwuchs im Häuserbau zu verhindern. Die Häuser wurden auf eigenen Wunsch der Buschleute klein gehalten. Für die Zukunft ist ein Wasser- und Stromanschuss eingeplant. Vorgesehen ist ein kleines, einfaches Doppelhaus mit je 12 qm Wohnfläche pro Wohnung und 350 qm Grundstück für Gemüseanbau und Hühnerhaltung.

Wunschgemäß wurden die 8 Häuser in Lehmsteinbauweise errichtet, denn Lehm und Sand waren in ausreichender Menge vorhanden. Mehrere junge Buschleute haben alle notwendigen Lehmsteine in einer eigens dafür gebauten Halle selbst produziert.

Die Häuser wurden traubenförmig in der sogenannten Cluster-Bauweise angeordnet, d.h. 8 Doppelhäuser mit Satteldach wurden ringförmig für je zwei Familien errichtet. in der Mitte dieser ringförmigen Anlage steht ein Ablutionblock (ein Wasch- und Toilettenblock). Im Oktober 2005 wurde der erste Cluster fertiggestellt.

Der Kontakt zu den Behörden und den Regierungsstellen in Windhoek und Deutschland ist die unverzichtbare Voraussetzung für die Zukunft des idealistischen Ombili- und der nachfolgenden Schul-Projekte im Norden Namibias.

Von Anfang an wurde Ombili vom Lions-Club in Mosbach und den namibischen Lions-Clubs unter Leitung unseres sehr engagierten Koordinators LF W. Schuckmann, sowie der bereits genannten anderen NGO's unterstützt. Ombili wird, so gut es geht, regelmäßig von Lionsfreunden besucht, letztendlich auch, um die Entwicklung weiter zu verfolgen.

Eine Frage, die immer wieder auftaucht: Ist die Arbeit der Ombili-Stiftung nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Diese Frage wird vor dem Hintergrund gestellt, dass in Namibia ca. 30.000 San leben, Ombili aber nur ca. 500 Seelen betreut. Hierzu ist zu sagen, dass Ombili eine Zelle darstellt, die sich vermehren und ausbreiten wird und soll.

Wichtig waren uns allen zunächst kleine Schritte, die in ihrer Überschaubarkeit zum Erfolg führen sollten. Eine kleine Gruppe von besonders idealistischen Lions hat seit 25 Jahren erfolgreich dazu beigetragen. Dieses Engagement erfüllt die verantwortlichen Lionsfreunde aus Mosbach und Namibia mit viel Freude und Stolz.

Wir verstanden sehr wohl, dass der einzige Weg in eine wohl funktionierende Demokratie, die schulische Ausbildung der Kinder ist und diese in Namibia gegenwärtig ohne fremde Hilfe nicht so kurzfristig wie benötigt geleistet werden kann.

Nun möchte ich Ihnen noch abschließend ein paar weitere Schulprojekte primär für die San vorstellen, die aufgrund unserer Ombili-Activity danach entstanden und sich wie eine Perlenkette durch den Norden Nambias ziehen. Damit ist auch die Frage beantwortet, dass das Ombili-Projekt nachhaltig nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein für die San-Sippen ist.

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Die Schulen

Otjozondu

Auf einem stillgelegten Bauxit-Bergwerksgelände im Distrikt Hochveld, auf dem in alten defekten Gebäudekomplexen bereits Schüler/innen unterrichtet wurden, haben wir 1995 zwei neue Schulgebäude mit großen Klassenzimmern, den entsprechenden Sanitäreinrichtungen sowie eine Großküche mit angeschlossenem Speisesaal nebst Verwaltungsräumen, Lehrerzimmer, Bücherei, etc. gebaut.

Ebenfalls wurden die Infrastruktur für die Wasser- und Stromversorgung und der Wegebau renoviert. Hauptsächlich erhalten die Kinder von Farmarbeitern des Hochveld­Distriktes hier ihre Grundschulausbildung. Ein älteres Internatsgebäude ist angegliedert, so dass z.Zt. etwa knapp 300 Kinder diese Schule besuchen.

Blouberg

Blouberg liegt östlich direkt an der Grenze zu Botswana, in der Omaheke Region, welche zu den ärmsten Gegenden Namibias zählt. Hier wurde 1998 ein kompletter Schulneubau mit der notwendigen Infrastruktur insbesondere der Wasserversorgung erstellt. Es war ein, für damalige Verhältnisse, kostenaufwendiges Projekt. Es mussten 570.000 DM aufgewendet werden. Die Kinder, ungefähr 300, die dort zur Schule gehen, sind in der Mehrzahl Kinder von Buschleuten, die auf den umliegenden Farmen arbeiten, sofern sie nicht arbeitslos sind. Bei der Schuleinweihung waren, neben den Regierungsvertretern, der deutsche Botschafter Nestroy und eine Journalistin des SWR aus Mannheim anwesend.

Tsintsabis

Tsintsabis liegt ungefähr 100 km östlich der Etoshapfanne und 70 km von Ombili entfernt. Im Jahr 2000 wurde eine bereits bestehende Schule, die in defekten Blechhallen eines demontierten ehemaligen Militärlagers der südafrikanischen Armee bestand, durch uns erweitert und erneuert. Zwei Schulgebäude mit je 6 Klassenzimmern, sowie den Sanitäranlagen und einer Bücherei wurden gebaut. Die Tsintsabis Junior Secondary School wird fast ausschließlich von Buschleuten besucht.

Ungefähr 385 Schüler werden dort von 12 Lehrern unterrichtet. Im Oktober 2003 wurde mit einem kleinen 2. Projekt ein Schulgarten angelegt, ebenso wurde zur Verbesserung der Wassersituation ein Bohrloch mit Pumpanlage in Betrieb genommen. Auch an diesen Projektkosten hat sich der Lionsclub Mosbach maßgeblich beteiligt. Da die Unterrichtsmöglichkeiten immer noch nicht ausreichten, zum Teil wurde in 3 Schichten unterrichtet, haben wir im Jahr 2005 zwei weitere neue Gebäude mit insgesamt 6 Klassenräumen gebaut und feierlich eingeweiht.

Mangetti

Mangetti liegt im nordöstlichen namibischen Kalahari-Gebiet, etwa 60 km vor Tsumkwe. Im Oktober 2003 wurde ein Schülerheim in einem bestehenden Schulkomplex, der ebenfalls in einem ehemaligen Militärlager der südafrikanischen Armee entstanden war, gebaut. In dieser Anlage befinden sich außerdem ein notdürftiges Hospital und eine Polizeistation.

Die Kinder, fast ausschließlich von Buschleuten, hatten bisher täglich Schulwege von bis zu 25 km hin und zurück zu Fuß zu bewältigen. Daher kam der Entschluss zum Bau dieses Schülerheimes. Heute besuchen ca. 160 Kinder die Mangettischule mit steigender Tendenz. Z.Zt. Zeit stehen wir mit der Schulleitung in Kontakt, um bei der Lösung einiger struktureller Probleme wie Stromversorgung, Transportwesen, Renovierung von Gebäuden und die Beschaffung fehlender und defekter Schulmöbel zu helfen.

Dieser Vortrag wurde nach dem Rede-Manuskript von Gerd im August 2025 von Gerhard Cherdron digitalisiert und lektoriert. Gerd Schattner hat am 16. 8. 2025 die Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt.
Der Vortrag wurde begleitet mit Bildern „Namiba - ein Bilderreigen“. Dieser Beitrag findet sich auf der WebSite „Mosbach.Lions.de“ als 
Namibia - 25 Jahre Ombili - Mosbach.